Meldungen aus dem Club- und Kulturbetrieb

AAAS:

“Meldungen aus dem Club- und Kulturbetrieb

Sowohl der Berliner Club ://about blank als auch die Hamburger Kulturbühne Hafenklang haben Statements veröffentlicht, in denen sie auf Dynamiken, Konflikte und Boykottaufrufe im Nachgang des 7. Oktobers und darauf folgenden Gaza-Krieges auf ihre alltägliche Arbeit im Kulturbereich beschreiben. Beide Stellungnahmen dokumentieren wir hiermit:

Statement vom ://about blank” (s.u.) -> https://aboutblank.li/statement2024/


über linke clubkultur und die gegenwart des gaza-kriegs
von feindbildkonstruktionen, boykottdynamiken und bekenntniszwängen

I
mitte april haben unbekannte die fassade des ://about blank mit einem roten dreieck versehen – eine feindmarkierung durch mutmaßliche sympathisant*innen der hamas. diese drohung war der vorläufige höhepunkt einer seit monaten anhaltenden serie von schmierereien, fäkalienwürfen und anderer physischer attacken, u.a. mit buttersäure, gegen das ://about blank, die durch hetze, beschimpfungen und lügen auf social media angetrieben werden. auch andere linke veranstaltungsorte sind seit monaten solchen angriffen ausgesetzt, weil sie sich im kontext des israel-palästina-konflikts vermeintlich falsch positionieren. die auswirkungen dieser angriffsserie sind für alle, die im ://about blank arbeiten, veranstalten und auflegen, sehr belastend und haben bisher ungekannte ausmaße angenommen: psychische überlastung am rande des burnouts, bedrohungen und beschimpfungen während der arbeit und das ständige gefühl getrieben zu sein statt gestalten zu können. veranstaltungen, die sich dem massaker an den besucher*innen des supernova-festivals widmen oder mit antisemitismus in der kulturszene auseinandersetzen, können nur noch unter erhöhten sicherheitsbedingungen stattfinden.
wir haben uns daher entschlossen, kursierende zuschreibungen, narrative und falsche behauptungen zurückzuweisen, ebenso wie die massiven versuche, uns einzuschüchtern und zum schweigen zu bringen. der veröffentlichung zum jetzigen zeitpunkt ging ein monatelanger diskussionsprozess innerhalb des ladens und mit hier veranstaltenden voraus.

II
das betreiber*innenkollektiv des ://about blank entstammt der radikalen linken in deutschland und hat mehrfach die erfahrung gemacht, welche zerstörerische sprengkraft die auseinandersetzung um den israelisch-palästinensischen konflikt innerhalb linker und subkultureller strukturen entwickeln kann. vor diesem hintergrund und in der erkenntnis, dass dieser konflikt und seine geschichte zu komplex sind, um eindeutig und plakativ partei zu ergreifen, haben wir es stets auch unterlassen, israel einseitig zu verurteilen. weil wir jedoch unter anderem gegen antisemitismus in seinen verschiedenen spielarten und prominente boykottkampagnen stellung bezogen haben, werden wir immer wieder als “pro-israelisch” oder “zionistisch” gelabelt. dabei werden gezielt falschbehauptungen in die welt gesetzt und verbreitet. so wird etwa behauptet, dass wir die netanjahu-regierung, die religiös-rechtsextreme siedlerbewegung oder die verheerenden kriegshandlungen in gaza unterstützen würden. diese zuschreibungen sind falsch und entbehren jeglicher grundlage. derartige unterstellungen sollen vermeintlich rechtfertigen, dass das ://about blank seit mehreren jahren auf einschlägigen boykott- und feindeslisten geführt wird. menschen, die im ://about blank arbeiten, auflegen oder veranstalten, werden aufgrund dieser propaganda von unbekannten auf social media, aber auch innerhalb ihres privaten umfelds massiv unter druck gesetzt und als „zionisten“, „faschisten“ oder „white-supremacists“ angefeindet. auch vor und im club kommt es immer häufiger zu bedrohungen und beleidigungen.

III
seit der gründung vor mehr als vierzehn jahren versteht sich das ://about blank als linker, inklusiver, queer-feministischer, antirassistischer, antifaschistischer und antisemitismuskritischer club mit einheitslohn und solidarischer ökonomie. das ://about blank wird von einem aktuell zehnköpfigen kollektiv betrieben, das entscheidungen im konsens trifft. die crew besteht aus über hundert menschen. das musikalische und inhaltliche programm wird maßgeblich von zahlreichen externen promoter*innen gestaltet, die für und mit ihren communities partys durchführen. ein zentrales gründungsmotiv war es, linke, sub- und clubkulturelle szenen zusammenzubringen und einen politischen resonanzraum zu schaffen, der musikalisch in der technoszene verortet ist. politisch sichtbarer ausdruck sind die monatlichen solipartys und spendenaktionen für antirassistische, feministische und antifaschistische initiativen und hilfsorganisationen sowie menschen auf der flucht und in not. für gewöhnlich weniger sichtbar sind die zahlreichen workshops und vernetzungstreffen politischer initiativen. innerbetrieblich werden flinta* in positionen, in denen diese im clubbetrieb nach wie vor (stark) unterrepräsentiert sind, gefördert. dafür werden an vielen stellen, z.b. an der tür, im booking und in der technik kontinuierlich herkömmliche rollenklischees, strukturen und arbeitsweisen hinterfragt und verändert. im ://about blank arbeiten und feiern menschen mit migrations- bzw. fluchtgeschichte, menschen mit queer- und transfeindlichen sowie rassismuserfahrungen, bewegungsautonome, feminist*innen, sogenannte bauchlinke, humanist*innen und menschen, die sich selbst nicht als politisch bezeichnen, aber das herz am richtigen fleck haben.

IV
innerhalb unserer crew und unter den bei uns veranstaltenden promoter*innen sind die perspektiven auf den israel-palästina-konflikt und seine komplexe entstehungsgeschichte durchaus sehr unterschiedlich. auch hinsichtlich der bewertung der aktuellen situation und verantwortungsanteilen, der lösungsoptionen und der forderungen an die kriegsparteien gibt es verschiedene auffassungen. seit unserem statement zum 7. oktober hat es interne diskussionen sowie einen austausch mit promoter*innen, die im ://about blank veranstalten, über die angemessene haltung zum kriegsgeschehen gegeben. mit der zunahme der angriffe gegen das ://about blank wurde auch der austausch über die boykott-auswirkungen, kurzfristige dj-absagen, drastische vorwürfe und die aggressive dynamik auf social media dringender. von monat zu monat ist es schwieriger geworden, bei uns veranstaltungen durchzuführen, weil der äußere druck die konzentration auf ein künstlerisches programm zunehmend verunmöglicht. auch die frage der richtigen strategie im umgang mit den anfeindungen steht seither im raum. während sich an der klaren haltung gegenüber antisemitismus nichts ändern soll, wünschen sich manche angesichts der verheerungen in gaza eine explizite äußerung des ://about blank zur art der kriegsführung israels. in unseren FAQ haben wir 2021 ausführlich begründet, warum wir als ://about blank zum eigentlichen israel-palästina-konflikt keine position beziehen, sondern uns auf antisemitische projektionen im linken und clubkulturellen diskurs beschränken. wir können daher keinesfalls mit einheitlicher stimme für alle, die im ://about blank arbeiten oder veranstalten, sprechen. was uns eint, ist der wille, diese unterschiedlichen perspektiven zu besprechen und auszuhalten – davon zeugen nicht zuletzt die bei uns durchgeführten soliparties für betroffene in gaza und israel von crews wie toys, blank with benefits, supernature und moving the needle. und wir bestehen weiterhin darauf, dass es möglich und aus antifaschistischem selbstverständnis geboten ist, sich solidarisch und empathisch mit israelischen und palästinensischen betroffenen sowie mit muslimischen und jüdischen menschen zu zeigen, ohne sich für eine seite entscheiden zu müssen.
wer sich näher mit unserer positionsfindung zum israel-palästina-konflikt und zur gegenwart des antisemitismus auseinandersetzen möchte, ist herzlich eingeladen, unter FAQ nachzulesen.

V
fast ein jahr ist seit dem angriff der hamas auf israel vom 7. oktober 2023 verstrichen, aber weder ist das entsetzen gewichen noch ein ende der gewalt und des traumas absehbar. die zivilbevölkerung in gaza ist der asymmetrischen kriegsführung zwischen israelischer armee und der islamistischen hamas schutzlos ausgeliefert. zehntausende menschen sind seither in gaza getötet und noch viele mehr verletzt und vertrieben worden. die lebensbedingungen der menschen in gaza sind katastrophal, weite teile des gazastreifens sind zerstört und sichere fluchtrouten existieren nicht. zugleich werden noch immer über hundert israelische geiseln in gaza gefangen gehalten und israelische ortschaften zum schutz vor raketenbeschuss evakuiert.
nichts davon kann für linke anlass zur freude, ein trost, ein moment des triumphes sein. es ist nichts als die grauenhaft tödliche wirklichkeit von kriegslogik und militärischer zerstörungskraft, das gegenteil jeder emanzipatorischen sehnsucht. unsere anteilnahme, unser mitgefühl und das hoffen auf besserung gilt allen unschuldigen, die in diesem schrecklichen krieg leiden und sterben. unsere politische solidarität gilt all denjenigen, die sich bemühen, das leid vor ort zu lindern, die sich weiterhin für eine friedenslösung und solidarische beziehungen einsetzen und damit an der utopie einer koexistenz festhalten.

VI
seit dem 7. oktober rollt eine welle antisemitischer vorfälle durch deutschland, die jüdinnen*juden bedroht und stellvertretend für das kriegerische vorgehen der ultrarechten israelischen regierung verantwortlich macht und deswegen attackiert. antisemitismus und judenfeindschaft sind sprunghaft angestiegen. eine solidarisierung mit den opfern des 7. oktobers und des supernova-festivals hat es weder in der gesellschaftlichen breite noch in der clubkultur oder innerhalb der linken gegeben. viele hier lebende israelis und palästinenser*innen sowie deutsche jüdinnen*juden und muslim*innen fürchten eine ausweitung des krieges. sie fürchten sich um freund*innen und verwandte vor ort, in der westbank, im libanon, auf der flucht. zugleich sind muslim*innen, menschen mit migrationshintergrund und viele, die sich für ein ende des krieges einsetzen, oftmals unter dem vorwand der antisemitismus-bekämpfung, verstärkt rassistischer diskriminierung, pauschaler verurteilung und staatlicher repression ausgesetzt. ausmaß und härte der staatlichen maßnahmen sowie der hetze rechter leitmedien und parteien sind unübersehbar von antimuslimischen rassismus gekennzeichnet und popularisieren ihn, entsprechend stark zugenommen haben die angriffe auf muslimisch gelesene menschen seit dem 7. oktober. vielfach scheint eine gleichzeitige zurückweisung und bekämpfung von antisemitischen und rassistischen positionen undenkbar zu werden – obwohl gerade das kernbestandteil linker politik sein müsste.

VII
die auseinandersetzungen rund um den aktuellen krieg in gaza führen innerhalb der gesamten clubszene zu einer immer stärkeren polarisierung. angesichts der israelischen kriegsführung und der zahlreichen zivilen opfer in gaza entsteht bei vielen das bedürfnis, sich öffentlichkeitswirksam und eindeutig zu positionieren. neben der verständlichen äußerung von anteilnahme, betroffenheit und solidarität wird dabei israel aber auch vielfach dämonisiert und teilweise die daseinsberechtigung abgesprochen. zahlreiche offen israelfeindliche und antisemitische bekundungen verklären, rechtfertigen oder begrüßen das massaker vom 7. oktober und den terror der hamas. besonders bestürzend ist die leugnung und relativierung der massiven sexualisierten gewalt der hamas – auch in sich als progressiv und queerfeministisch verstehenden kreisen. häufig existiert erst einmal eine generelle abwehr, sich mit antisemitismus auseinanderzusetzen. leiden, ängste und befürchtungen auf allen seiten anzuerkennen und nicht aufzurechnen, geht in gegenseitigen vorwürfen selektiver empathie verloren. die clubkulturellen räume, in denen sich viele jüdinnen*juden willkommen und sicher fühlen, sind rar geworden. überall trennen sich die wege und gesprächsfäden reißen ab: artists, clubs und kollektive, die sich einer eindeutigen positionierung “gegen israel” verweigern, sind immer drastischeren boykottaufrufen, beschimpfungen und bedrohungen ausgesetzt. die auswirkungen auf die (linke) clubkultur sowie auf betroffene einzelpersonen sind zerstörerisch, einschüchternd und anti-emanzipatorisch. ein konstruktiver, offener und respektvoller dialog wird dadurch verunmöglicht. daher wäre es dringend geboten, dass institutionen und aktivist*innen aus der linken und clubkulturellen szene aggressives verhalten und diffamierungskampagnen einordnen und zurückweisen, statt sich von ihnen vereinnahmen zu lassen.

VIII
in ganz europa wie auch in deutschland sind rechtsextreme und völkische parteien auf dem vormarsch. in deutschland droht die afd so stark wie nie zu werden. viele ihrer positionen haben längst eingang in die gesetzgebung gegen migration und flüchtende und in die programme der demokratischen parteien gefunden. vor allem hetzer*innen und rassist*innen am rechten rand und aus der gesellschaftlichen mitte pushen feindbilder und spitzen die diskurse weiter zu. so unglaubwürdig und instrumentell ihr engagement gegen antisemitismus daherkommt, so rassistisch und menschenfeindlich ist ihre vision eines autoritären europas der abschottung. handlungsfähige linke und zivilgesellschaftliche bündnisse gegen eine rechte hegemonie erfordern gemeinsame auseinandersetzungen und diskussionen, ohne einschüchterungen und anfeindungen. dafür braucht es orte des zusammenkommens, der aushandlung und des organisierens – und auch des gemeinsamen feierns. genau diese orte sind aktuell durch die zerwürfnisse und angriffe bedroht – das betrifft neben dem ://about blank auch orte und strukturen wie das ifz und das conne island in leipzig, die rote flora in hamburg oder das fusion-festival. allen, denen der erhalt dieser orte am herzen liegt, dürfen sich eingeladen und aufgefordert fühlen, mit uns zusammen nach wegen aus der derzeitigen dürftigkeit zu suchen.

://about blank kollektiv, september 2024″

Quelle: https://aboutblank.li/statement2024/


on left-wing club culture and the state of the gaza war
of hostile projections, boycott dynamics and peer pressure

I
in mid-april, unknown persons painted a red triangle on the facade of ://about blank – a hostile marking by suspected hamas sympathizers. this threat was the culmination of a series of graffiti, feces throwing and other physical attacks, including with butyric acid, against ://about blank that has continued for months, fueled by incitement, insults and lies on social media. other left-wing venues have also been subjected to such attacks for months for supposedly having the wrong position within the context of the israel-palestine conflict. the effects of these attacks are very distressing for everyone who works, plays and organizes events at ://about blank and have reached an unprecedented scale: psychological strain to the point of burnout, being threatened or insulted at work and the constant feeling of being pushed instead of being free to shape things. events dedicated to the massacre at supernova festival or that deal with antisemitism in the cultural sphere can only take place with increased security.
we have therefore decided to reject the circulating labels, narratives and false allegations, as well as the massive attempts to intimidate and silence us. publishing this statement at this point in time was preceded by a months-long discussion process within the club and with event organizers here.

II
the collective behind ://about blank comes from the radical left in germany and has repeatedly experienced the destructive force that the debate about the israeli-palestinian conflict can develop within left-wing and subcultural structures. with this in mind and in the realization that this conflict and its history are too complex to take sides clearly and unequivocally, we have always refrained from one-sidedly condemning israel. however, because we have taken a stand, among other things, against antisemitism in its various forms and against prominent boycott campaigns, we are repeatedly labeled as “pro-israeli” or “zionist”. in doing so, false allegations are deliberately put out into the world and spread. for example, it is claimed that we support the netanyahu government, the religious-right extremist settler movement or the devastating acts of war in gaza. these attributions are false and lack any basis. such insinuations are intended to justify the fact that ://about blank has been on the usual boycott and enemy lists for several years. people who work, dj or organize events at ://about blank are being put under massive pressure by unknown people on social media, but also within their social circles, and attacked as “zionists”, “fascists” or “white supremacists” because of this propaganda. there are also an increasing number of threats and insults both outside and inside the club.

III
since it was founded more than fourteen years ago, ://about blank has considered itself a left-wing, inclusive, queer-feminist, anti-racist, anti-fascist and antisemitism-critical club with a uniform wage and a solidarity-based economy. ://about blank is currently run by a collective of ten people who make decisions by consensus. the crew consists of over a hundred people. the musical and non-musical programme is largely shaped by numerous external promoters who organize parties for and with their communities. a central motive for founding the club was to bring together left-wing, subcultural and club-cultural scenes and to create a political space musically rooted in the techno scene. the monthly solidarity parties and fundraising events for anti-racist, feminist and anti-fascist initiatives and aid organizations as well as for refugees and people in need are a politically visible expression of this. the numerous workshops and networking meetings of political initiatives are usually less visible. within the club, flinta* (women, lesbians, intersex, non-binary, trans and agender people) are promoted to positions where they are still (heavily) underrepresented in the club scene. to this end, conventional gender role clichés, structures and approaches to work are constantly being questioned and changed in many places, e.g. at the door, in the booking team and among the technicians. people with a history of migration or flight, people with experiences of racism, queerphobia or transphobia, autonomists, feminists, so-called gut leftists, humanists and people who do not describe themselves as political but have their hearts in the right place all work and party at ://about blank.

IV
perspectives on the israel-palestine conflict and its complex history vary widely within our crew and among the promoters who organize events at ://about blank. there are also different views on the current situation and the share of responsibility, the options for a solution and the demands on the warring parties. since our statement about october 7th, there have been internal discussions and an exchange with promoters who organize events at ://about blank about the appropriate stance on the war. with the increase in attacks against ://about blank, the exchange about the effects of the boycott, last-minute dj cancellations, drastic accusations and the aggressive dynamics on social media has also become more urgent. from month to month, it has become more difficult to host events at our venue because the external pressure makes it increasingly impossible to concentrate on an artistic programme. finding the right strategy to deal with these attacks against the club has also been on the agenda ever since. some would like ://about blank, without changing anything regarding our stance on antisemitism and in view of the devastation in gaza, to make an explicit statement on the nature of israel’s warfare. in our 2021 faq, we explained in detail why we at ://about blank do not take a position on the actual israel-palestine conflict, but rather limit ourselves to antisemitic projections in left-wing and club-cultural discourse. we can therefore by no means speak with a unified voice for all those who work or organize events at ://about blank. what unites us is the will to discuss and endure these different perspectives – to which solidarity parties organized for those affected in gaza and israel by crews such as toys, blank with benefits, supernature and moving the needle are testament. and we continue to insist that it is possible and, from an antifascist point of view, necessary to show solidarity and empathy with israeli and palestinian victims as well as with muslim and jewish people without having to choose sides.
if you would like to find out more about our position on the israel-palestine conflict and contemporary antisemitism, you are cordially invited to visit faq.

V
almost a year has passed since hamas’ attacks against israel on october 7th, 2023, but the horror has not subsided and there is no end in sight to the violence and trauma. the civilian population in gaza is defencelessly at the mercy of the asymmetrical warfare between the israeli army and the islamist hamas. tens of thousands of people have been killed in gaza since then and many more have been injured and displaced. the living conditions of the people in gaza are catastrophic, large parts of the gaza strip have been destroyed and safe escape routes do not exist. at the same time, over a hundred israeli hostages are still being held captive in gaza and israeli villages are being evacuated to protect against rocket fire.
none of this can be a cause for joy, a consolation, a moment of triumph for the left. it is nothing but the horrible, deadly reality and logic of war and its destructive, military force – the opposite of any emancipatory desire. our sympathy, our compassion and our hope for a better world go out to all the innocent people who are suffering and dying in this terrible war. our political solidarity goes out to all those who are endeavoring to alleviate the suffering on the ground, who continue to work for a peaceful solution and to foster relationships based on solidarity, and who thus cling to the utopia of coexistence.

VI
since october 7th, a wave of antisemitic incidents has been rolling through germany, threatening jews and blaming them for the bellicose actions of the ultra-right israeli government and attacking them for it. antisemitism and hostility towards jews have risen sharply. there has been no solidarity with the victims of october 7th and the supernova festival, neither in society at large nor within the club culture scene nor on the left. many israelis and palestinians living here, as well as german jews and muslims, fear an expansion of the war. they fear for friends and relatives on the ground, in the west bank, in lebanon, forced to flee. at the same time, muslims, people with a migration background and many who campaign for an end to the war are increasingly exposed to racist discrimination, blanket condemnation and state repression, often under the pretext of combating antisemitism. the extent and severity of state measures and the agitation of right-wing media and parties are unmistakably characterised by anti-muslim racism, which they have popularised. and attacks against perceived and real muslims have increased accordingly since october 7th.
simultaneously rejecting and combating antisemitic and racist positions often seems unthinkable to many – even though this should be a core component of left-wing politics.

VII
the debates surrounding the current war in gaza are leading to increasing polarization within the entire club scene. in view of israeli warfare and the numerous civilian victims in gaza, many people feel the need to take a clear and effective public stance. alongside the understandable expressions of sympathy, concern and solidarity, israel is often demonized and in some cases denied the right to exist. numerous openly anti-israel and antisemitic statements glorify, justify or welcome the massacre of october 7th and the terror of hamas. the denial and relativization of the massive sexualised violence perpetrated by hamas is particularly disturbing – even in circles that see themselves as progressive and queer-feminist. there is often a general reluctance to engage with antisemitism. recognising suffering, fears and anxieties on all sides and not offsetting them is lost in mutual accusations of selective empathy. the club-cultural spaces in which many jews feel welcome and safe have become rare. everywhere paths are separating and threads of dialogue are breaking: artists, clubs and collectives that refuse to take a clear position “against israel” are exposed to increasingly drastic calls for boycotts, as well as insults and threats. the effects on (left-wing) club culture and the individuals concerned are destructive, intimidating and anti-emancipatory. this makes constructive, open and respectful dialogue impossible. it is therefore urgently necessary for institutions and activists from the left and the club culture scene to call out and reject aggressive behavior and defamation campaigns instead of allowing themselves to be taken in by them.

VIII
right-wing extremist and nationalist parties are on the rise in germany and across europe. in germany, the afd is threatening to become stronger than ever. many of its positions have long since found their way into legislation against migration and refugees and into the manifestos of democratic parties. agitators and racists on the far right and from the centre of society in particular are pushing images of a certain enemy and escalating the discourse. their vision of an authoritarian europe of isolation is just as racist and misanthropic as their commitment against antisemitism is implausible and instrumental. effective left-wing and civil society alliances against right-wing hegemony require joint debates and discussions without intimidation and hostility. this requires spaces to come together, negotiate and organise – and also to party together. it is precisely these spaces that are currently threatened by rifts and attacks – this applies not only to ://about blank but also to spaces and structures such as the ifz and conne island in leipzig, the rote flora in hamburg and the fusion festival. all those who care about preserving these spaces are invited and encouraged to join us in looking for ways out of the current barrenness.

://about blank kollektiv, september 2024″.

Origin: https://aboutblank.li/statement2024_en/

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Anmerkungen des Hafenklang (s.u.) -> https://www.hafenklang.com/2024/10/17/anmerkungen-des-hafenklang-zu-konzertabsagen-boykott-und-roten-linien/

“Anmerkungen des Hafenklang zu Konzertabsagen, Boykott und Roten Linien

News 17. Oktober 2024

Please scroll down for english version

Unsere Bühne wurde von so vielen Künstler*innen genutzt, die totalitäre Regime, Nationalismus und Faschismus verurteilen, und wir möchten, dass dies so bleibt! Weil alle Menschen, die in diesem Club arbeiten, fest hinter diesen Ideen stehen. Wir verurteilen Krieg und Militarisierung der Gesellschaft und fordern einen Waffenstillstand und ein Ende des sinnlosen Tötens von Zivilist*innen.

Wir sind solidarisch mit der Zivilbevölkerung in Gaza und dem Libanon. Auch wir kritisieren scharf die rechte Regierung und Siedlerpolitik Israels unter der Benennung von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen durch Bruch des Völkerrechts und stellen gleichzeitig das Existenzrecht eines Staates Israels nicht in Frage! Emanzipatorische Politik fängt bei der eigenen Nase an und natürlich lassen wir unterschiedliche Meinungen zu und halten Dinge aus.

„SEID IHR NICHT MIT UNS, SEID IHR GEGEN UNS…”
EMPFINDEN WIR ALLERDINGS ALS DEMOKRATIEFEINDLICHE HALTUNG!

Wir hätten es selbst bis vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten, uns öffentlich zu solchen Vorwürfen äussern zu müssen. Haben wir doch gerade noch Wertschätzung, Respekt und Anerkennung für jahrzehntelange unabhängige Kulturarbeit in Form von über 200.000 Euro durch 3.500 Spender*innen in wenigen Tagen bekommen.

Anstatt uns mit der sinnvollen Verwendung des Geldes zu befassen, wenden wir aktuell immense Energie und Zeit dafür auf, einen Umgang mit Anfeindungen, Ultimaten und Boykottaufrufen zu finden, welche im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost stehen. Hafenklang steht bereits auf Black-Lists, wird nahezu zeitgleich als rassistisch, zionistisch, antideutsch, antisemitisch, linksextrem oder gar faschistisch bezeichnet. BDS oder dessen Sympathisant*innen melden sich bei gebuchten Acts und fordern zu Absagen auf. Es wird in einer aggressiven Dynamik ordentlich Druck gemacht. In der letzten Woche haben wir allein vier Absagen von kurz bevorstehenden Konzerten bekommen.

Der Musik-Club Hafenklang wird von einem etwa 60-köpfigen Verein getragen. Im Mai 2024 gab es eine ausserordentliche Mitgliederversammlung, um über die Veröffentlichung eines Statements bezüglich des Israel-Palästina-Konflikts zu beraten und abzustimmen. In vollem Bewusstsein über die selbstzerstörerische Sprengkraft, speziell in subkulturellen Strukturen, und in Anbetracht der Tatsache, dass es intern die unterschiedlichsten Meinungen und Definitionen gibt, haben wir uns mehrheitlich dagegen entschieden, ein Statement zu veröffentlichen. Der Konflikt und seine Geschichte ist doch wirklich zu komplex, um eindeutig, plakativ und vor allem kollektiv, Partei zu ergreifen. Das fliegt uns jetzt um die Ohren.

Was ist da also los?

Zunächst folgende Informationen: für den Club haben im letzten Jahr insgesamt 5 Booker*innen mit eigener Entscheidungskompetenz gearbeitet. Bisher wurde keine einzige Show von unserer Seite aus abgesagt. In einem einzigen Fall wurde im Planungsprozess entschieden, eine noch nicht bestätigte, geschweige denn öffentlich angekündigte Band aufgrund inhaltlicher Differenzen doch nicht zu buchen.

Eine “Dienstanweisung” oder Ähnliches von Club-Seite, dass pro-palästinensische Künstler*innen im Hafenklang nicht auftreten dürfen, gibt es nicht und gab es nie!
Einem Act im Vorfeld auf Nachfrage mitzuteilen, dass wir weder Antisemitismus, undifferenzierten Israel-Hass, Nationalflaggen oder Hamas-Propaganda auf unserer Bühne haben wollen, empfinden wir nicht als Zensur.

Wir möchten nicht, dass unsere Bühne dazu genutzt wird, die Konflikte zwischen Menschen zu vertiefen. Wir wissen auch, dass unsere persönlichen Meinungen keinen Unterschied bei der Lösung des Konflikts machen würden, der völlig außerhalb unserer Reichweite liegt. Wir sind der Meinung, dass die Unterstützung und Solidarität für die Menschen, die unter diesem Konflikt leiden, nicht durch die
Diskriminierung anderer Menschen zum Ausdruck gebracht werden sollte.

Es gibt keinen Menschen, dessen Leben einen höheren Wert hat als das anderer. Wir möchten, dass ihr das bedenkt, wenn ihr das Hafenklang betretet.

Hafenklang’s comments on concert cancellations, boycotts and red lines

Our stage has been used by so many artists who condemn totalitarian regimes, nationalism and fascism, and we want it to stay that way! Because all the people who work in this club stand firmly behind these ideas. We condemn war and the militarisation of society and call for a ceasefire and an end to the senseless killing of civilians.

We stand in solidarity with the civilian population in Gaza and Lebanon. We also strongly criticise the right-wing government and Israeli settlement policy, naming human rights violations and war crimes committed in violation of international law, while at the same time not questioning the right of a state of Israel to exist! Emancipatory politics means to us that we have to practice what we preach and therefore, of course, we allow different opinions and endure things.

„IF YOU ARE NOT WITH US, YOU ARE AGAINST US…“
HOWEVER, WE SEE THIS AS ANTI-DEMOCRATIC ATTITUDE!

Until a few weeks ago, we would not have thought it possible that we would have to publicly respond to such accusations. After all, we have just received appreciation, respect and recognition for decades of independent cultural work in the form of over 200,000 euros from 3,500 donors in just a few days.

Instead of dealing with the sensible use of the money, we are currently spending immeasurable energy and measurable time dealing with hostility, ultimatums and calls for boycotts. Which are related to the war in the Middle East. Hafenklang is already on blacklists, being labelled almost simultaneously as racist, Zionist, anti-German, anti-Semitic, left-wing extremist or even fascist. BDS or its sympathisers contact booked acts and demand cancellations. A lot of pressure is being exerted in an aggressive dynamic. In the last week alone, we have received four cancellations of upcoming concerts.

The Hafenklang music club is run by an association of about 60 people. In May 2024, there was an extraordinary general meeting to discuss and vote on the publication of a statement regarding the Israeli-Palestinian conflict. Fully aware of the self-destructive explosivenees, especially in subcultural structures, and in view of the fact that there are a wide range of opinions and definitions internally, we decided by a majority not to publish a statement. The conflict and its history are really too complex for us to take a clear, striking and, above all, collective stand. This is blowing up in our faces now.

So what is going on?

First of all, the following information: a total of five bookers with their own decision-making authority worked for the club last year. So far, not a single show has been cancelled by our side. In a single case, it was decided during the planning process not to book a band that had not yet been confirmed, let alone publicly announced, due to differences in content. There is no and never has been any „instruction“ or similar from the club side that pro-Palestinian artists are not allowed to perform at Hafenklang!

We do not perceive it as censorship to tell an act in advance, when asked, that we do not want anti-Semitism, undifferentiated hatred of Israel, national flags or Hamas propaganda on our stage.

We do not want our stage to be used to deepen the conflicts between people. We also know that our personal opinions would make no difference in the resolution of the conflict, which is completely
beyond our control. We believe that support and solidarity for the people who suffer from this conflict should not be expressed by discriminating against other people. There is no person whose life has a higher value than that of others. We want you to keep this in mind when you enter the Hafenklang”.

Quelle, origin: https://www.hafenklang.com/2024/10/17/anmerkungen-des-hafenklang-zu-konzertabsagen-boykott-und-roten-linien/

Aus dem Newsletter der Artists against antisemitism, vom Mittwoch dem 23.10.2024.