Haltung gezeigt

Wir dokumentieren hiermit
Taz Berlin online
Vom 30. 8. 2024, 08:00 Uhr

Interview mit Herrn Schwan vom “Zug der Liebe” Berlin:

“Auch dieses Jahr zieht die Technoparade Zug der Liebe durch Berlin. Der Nahostkonflikt ist auch hier ein wesentlicher Bestandteil.”

Siehe: https://taz.de/Technoparade-Zug-der-Liebe-in-Berlin/!6029256/

“taz: Herr Schwan, „Bässe verbinden“ lautet das diesjährige Motto Ihrer Technoparade Zug der Liebe. Glauben Sie selbst noch an die verbindende Kraft der Bässe, seit sich die Berliner Clubkultur nach dem 7. Oktober so dermaßen gespalten hat?

Jens Schwan: Der Graben, der die Berliner Clubkultur spaltet, ist so tief, dass eine Verbindung nur noch schwer möglich ist. Die meisten Akteure der Berliner Clubszene haben sich wie die letzten Lappen benommen, als es darum ging, Solidarität mit dem von der Hamas am 7. Oktober angegriffenen Supernova Festival in Israel zu zeigen. Gleichzeitig gibt es eine sehr kleine, aber lautstarke Mischpoke, die zum Boykott des About Blank und des Berghain aufruft, weil diese als zu israelfreundlich wahrgenommen werden. Demgegenüber registriere ich aber keine Berliner Clubkulturszene – und damit meine ich vornehmlich die Betreiber dieser Läden – die sich gegen dieses Treiben in irgendeiner Weise positioniert. Das About Blank ächzt unter den Boykottbemühungen der BDS-Bewegung und veranstaltet trotzdem Solipartys für das Supernova Festival. Ich sehe sonst niemanden, der das ähnlich machen würde.

taz: In einer Presseerklärung zu Ihrer Parade steht, dass Nationalflaggen auf der Demo verboten sein werden und Banner, auf denen einseitige antiisraelische Positionen vertreten werden. Wollen Sie so verhindern, dass der eben beschriebene Konflikt auch auf Ihrer Parade ausgefochten wird?

Schwan: Wir sehen ja, was gerade passiert auf so vielen Propalästinademonstrationen. Deshalb wird es bei uns diese Verbote geben. Ich habe auch der Polizei gesagt, dass ich keinen einzigen propalästinensischen Schreihals auf der Demo sehen will. Alles, was nicht unserem Leitbild entspricht, will ich da nicht haben. Wenn du mit der Regenbogenfahne mit einem Davidstern kommst, ist das in Ordnung, aber eine Melonenfahne möchte ich auf der Demo nicht sehen.

taz: Auf der Homepage des Zugs der Liebe prangt ziemlich zentral ein Banner der Organisation „Artists against Antisemitism“. Sodass man den Eindruck bekommen kann, hier das eigentliche Motto Ihrer Parade zu erkennen.

Schwan: Der Verein Freunde des Mauerparks, der sonst immer mit beim Zug der Liebe dabei war, meinte jedenfalls, wegen dieses Banners und weil das so einseitig wirkt, würden sie in diesem Jahr lieber nicht teilnehmen. Ich habe den Claim „Artists against Antisemitism“ natürlich bewusst als Gegenreaktion zu diesen Israel-Boykottbewegungen wie „DJs against Apartheid“ ganz oben auf die Homepage gepackt.

taz: Können Sie Bedenken verstehen, wenn Sie zwar klar Stellung gegen Antisemitismus beziehen, aber mit keinem Wort Verständnis äußern, wenn Leute gegen die brutale Kriegsführung Israels in Gaza demonstrieren?

Schwan: Nicht wirklich. Natürlich finde auch ich Israels Präsidenten Netanjahu scheiße. Aber dass das so eskalieren würde in Gaza, konnte ja allen klar sein. Man bringt nicht 1.200 Leute um und denkt dann, danach wird nicht viel passieren. Der Krieg in Gaza geht auf die Kappe der Hamas.

taz: Wollen Sie überhaupt, dass sich die Berliner Clubszene wieder beruhigt?

Schwan: Das wird sich wie immer irgendwann wieder beruhigen, was ich aber eher traurig fände. Ich wünsche mir tatsächlich nicht, dass es sich wieder beruhigt. Ich hoffe, dass bei denjenigen, die sich nach dem 7. Oktober wie Arschlöcher benommen haben, das Karma zuschlägt und deren Veranstaltungen keine Zukunft haben. Wer sich volksverhetzend geäußert hat, sollte auch nicht mehr an die Fördertöpfe rankommen. Ob ich kompromissbereit bin gegenüber Leuten, die sich als totale Israelhasser geoutet haben? Nö.”

Quelle: https://taz.de/Technoparade-Zug-der-Liebe-in-Berlin/!6029256/

+++

“Jens Schwan

ist Gründer und Organisator der Technoparade Zug der Liebe, die es seit 2015 gibt.Er betreibt das Clubportal Clubmap.

Zug der Liebe – 31. August, Start am Mauerpark um 13 Uhr”

Vgl.: https://taz.de/Technoparade-Zug-der-Liebe-in-Berlin/!6029256/

×××

Siehe auch:

Zug der Liebe 2024

“Der Zug der Liebe macht soziale Vereine sichtbar, die sonst eher unter dem Radar laufen und unterstützt Menschen, die gelebte Nächstenliebe zu ihrem Alltag gemacht haben. Unsere Plattform hilft ihnen, einen großen Pool an Spendern oder neuen Ehrenamtlichen zu erreichen.

Alle teilnehmenden Vereine profitieren zudem von unserer medialen Reichweite. Sie bekommen auf der Demonstration als Schirmherr eines LKWs Aufmerksamkeit für sich und ihre tägliche Arbeit. Dank der Hilfe unseres Netzwerkes und engagierter Kollektive, Veranstalter & Clubs ist die Teilnahme für die Vereine kostenfrei.

Wir sind 2015 als Zusammenschluss von Veranstalter:innen, Musiker:innen, Medienschaffenden und sonstigen Musikinteressierten gestartet. Gemeinsam hatten wir beschlossen, dass es an der Zeit ist, für die Liebe auf die Straße zu ziehen, und ein Zeichen gegen Pegida zu setzen. Sollte eine einmalige Sache werden…”

FAQ

+++

Bleibt stabil