“HINSCHAUEN #2
Kulturfestival zu Obdach- und Wohnungslosigkeit
28. – 31.8.2025
EUGENIU BOTNARI PLATZ
vor dem Bahnhof Lichtenberg
[…]
EINTRITT FREI”
https://www.heesch-und-ko.de/
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“Programm
Do 28.8.
18 Uhr ERÖFFNUNG durch Schirmherr Martin Schaefer, Bezirksbürgermeister von Lichtenberg | Grußwort von Katrin Schmidtberger (MdA), Sprecherin für Wohnen und Mieten | Vernissage | Livemusik mit Beatriz Ferrara
19:30 Uhr Premiere Theaterperformance | MäntelGäng HÄNSEL UND GRETEL – IM ERNST JETZT?! …
20:30 Uhr Livemusik mit Amanj – Singer-Songwriter
Fr 29.08. – So 31.08.
15-22 Uhr Audioinstallation HINSCHAUEN …
Open-Air-Ausstellung ZUHAUSE – WAS IST DAS?!
Infostände Berliner Initiativen …
Fr 29.08.
18:30 Uhr PODIUMSGESPRÄCH …
20 Uhr Fanfare Gertude, BRASS-BEATS & GLITZER! …
ganztägig Kleiderausgabe der Berliner Obdachlosenhilfe
Sa 30.08.
ab 14 Uhr BARBER ANGELS Gratis Haar- und Bartschneideaktion: für Menschen ohne festen Wohnsitz …
16:00 Uhr Öffentliche Probe mit dem Meckerchor …
ab 17:00 Uhr FEST DER BERLINER STRASSENMUSIKER:INNEN …
17:00 Uhr Alexij – Akkordeon
18:00 Uhr Nelson Aysu – Rockguitar
19:00 Uhr e Randy – Hip Hop
20:00 Uhr Harptrance – Live Jaw Harp Trance Music
21:00 Uhr Mariya John – Rock
ganztägig Kleiderausgabe der Berliner Obdachlosenhilfe
So 31.08.
16 Uhr Mitmach-Märchen DIE IMPROVISIONÄRE …
17:30 Uhr Livemusik mit Suzie Fleur – Vocals & Guitar
19 Uhr Theaterperformance | MäntelGäng HÄNSEL UND GRETEL – IM ERNST JETZT?! …
20 Uhr PAUL GEIGERZÄHLER | anarchistischer Liedermacher …”
Siehe: https://www.heesch-und-ko.de/programm_hinschauen/
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“Kulturfestival “Hinschauen” bringt Künstler und Obdachlose zusammen
Obdachlosigkeit in Deutschland Berliner Festival gegen das Wegschauen
Stand: 28.08.2025 19:08 Uhr
In Berlin hat ein Kulturfestival zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit begonnen. Dabei werden Künstler und Betroffene unter dem Titel “Hinschauen” zusammengebracht – denn genau das soll erreicht werden.
Von Thomas Fitzel, rbb
Die Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sind ernüchternd: Zum Stichtag 31. Januar 2025 waren in Deutschland 474.700 Menschen aufgrund von Wohnungslosigkeit in Notunterkünften untergebracht – ein erneuter Höchststand. Hinzu kommen laut Wohnungslosenbericht von 2024 rund 47.300 Menschen, die auf der Straße oder in Behelfsunterkünften leben, sowie etwa 60.400, die bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unterkommen, also verdeckt wohnungslos sind. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen. Hinzu kommt: Unter den Obdachlosen, die auf der Straße leben, befinden sich immer mehr Minderjährige. Und ein Großteil der Passanten schaut weg.
Persönliches Engagement als Ausgangspunkt
Aus diesem Grund hat Schauspieler und Regisseur Martin Heesch vergangenes Jahr das Berliner Kulturfestival “Hinschauen” auf die Beine gestellt. Auch jetzt übernimmt er wieder die Organisation – obwohl er mit weit weniger Fördergeldern auskommen muss. Regelmäßig nutzt er die Linie 8 der Berliner U-Bahn, die dafür bekannt ist, dass sich an den Haltestellen besonders viele Drogenabhängige und Obdachlose aufhalten. Und er stellte fest, dass es immer mehr wurden. Also beschloss er, etwas zu tun. Zunächst engagierte er sich ehrenamtlich in der Bahnhofsmission, half bei der Obdachlosenhilfe und den Essensausgaben. So kamen erste Kontakte zustande.
Festival am Bahnhof Lichtenberg
Ein Recherchestipendium ermöglichte ihm, ausführliche Gespräche mit Obdachlosen und Sozialarbeiterinnen aufzuzeichnen. Daraus entstand eine mehrstündige Audioinstallation, die nun mit Kopfhörern auf dem Vorplatz des Bahnhofs Lichtenberg angehört werden kann. Denn hier findet das Festival statt. Martin Heesch hat diesen Platz bewusst als “Hotspot für Menschen ohne Obdach” ausgewählt. Dort befinden sich ein Tagestreff und andere Einrichtungen für Obdachlose. “Gleichzeitig ist es auch ein Drehkreuz, wo jeden Tag Tausende von Menschen vorbeigehen und eben nicht hinschauen”, sagt Heesch. “Und das Ziel ist, dass ein paar an dem Festival hängen bleiben und aufmerksam werden.”
Märchen mit Gegenwartsbezug
Für Aufmerksamkeit sorgen soll zum Beispiel eine Theaterperformance auf dem Platz. Gespielt wird das von Martin Heesch verfasste Stück “Hänsel und Gretel – im Ernst jetzt?!” Ausgewählt hat er Hänsel und Gretel als Stoff, weil es darin um Hunger, Obdachlosigkeit und Gewalt gegen Kinder geht, alles andere als ein harmloses Märchen also. Die vier Akteure sprechen Umgangssprache, die Handlung bleibt weitestgehend unverändert, wird aber um Themenfelder wie Babyklappen oder die Situation der jugendlichen Obdachlosen in Berlin ergänzt. Geradezu zynisch klingt ein hinzugefügter Text für Kinder, herausgegeben im Auftrag von Frontex, der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache. Der Text soll den Minderjährigen in gewisser Weise Lust machen auf die Abschiebung in die Heimat ihrer Eltern, bezeichnet den Vorgang zum Beispiel als “spannende Situation”.
Geschichten vom Rande der Gesellschaft
Aufgeführt wird das Stück von zwei Männern und zwei Frauen. Auf der Straße gelebt hat von ihnen nur Jan Markowsky, der inzwischen seit 25 Jahren für den Verein “UNTER DRUCK – Kultur von der Straße” arbeitet und Theater macht. Zwei Musicals, gesungen a cappella, hat er sich ausgedacht, erzählt er stolz. Inzwischen ist er Mitte 70. Zu DDR-Zeiten hat er als Ingenieur gearbeitet, war aber auch in Dissidentenkreisen um Robert Havemann und Lutz Rathenow aktiv. Zehn Jahre nach der Wiedervereinigung muss etwas in ihm Klick gemacht haben, erinnert er sich. Er verließ seine Wohnung, um nie wieder zurückzukehren und fühlte sich dadurch wie befreit. Acht Jahre lebte er danach auf der Straße. Inzwischen hat er wieder eine kleine Wohnung.
Erfüllung auf der Bühne
Auch seine drei Performance-Partner kennen die Erfahrung, am Rand der Gesellschaft zu stehen. Und dass es oft nur einen kleinen Schritt in die falsche Richtung braucht, der zum Verlust von Wohnung und Sicherheit führen kann. Es war immer sein Lebenstraum, Schauspieler oder Sänger zu werden, erzählt Hänsel-Darsteller Detlef Füster. In seiner Familie und seinem sozialen Umfeld war das aber undenkbar. Und dann kam der Alkohol in sein Leben.
Für das Obdachlosenmagazin Straßenfeger arbeitete er auf Honorarbasis, schrieb auch Texte. So lernte er Jan Markowsky kennen und das Theater von UNTER DRUCK. Und er brachte seine Schwester Beate mit, eine Leiharbeiterin, die nun die Rolle der Gretel übernommen hat. Die vierte Mitspielerin, früher Küchenhilfe und Putzkraft, jetzt Rentnerin, ist im direkten Miteinander sehr schweigsam. Aber wenn sie auf der Bühne mit einer Handpuppe die Rolle der Hexe übernimmt, kann sie ganz aus sich herausgehen. Vor etlichen Jahren fing sie an, sich Handpuppen zu besorgen und mit ihnen auf der Bühne zu spielen. Als Kind hat sie keine Puppen besessen.
Ermutigung, sich nicht weiter zu verstecken
Auch wenn sie nicht obdachlos sind: Dass sie sich selbstbewusst auf einer Bühne zeigen, ermutigt womöglich Obdachlose im Publikum, sich nicht weiter verstecken zu wollen. So zumindest die Hoffnung von Martin Heesch. Ein Stück aufzuführen, das in einem Theater vor bürgerlichem Publikum gezeigt wird – das wäre ihm mehr als absurd vorgekommen.
Neben seiner Audioinstallation und der Theaterperformance wird eine Kunstausstellung mit dem Titel Zuhause, was ist das? gezeigt. Beteiligt sind Künstlerinnen aus dem Umkreis des Obdachlosenmagazins Straßenfeger sowie Kinder einer Grundschule. Höhepunkt wird das Straßenmusikfestival sein, bei dem alle Musikstile zu hören sein werden von Maultrommel, osteuropäischen Akkordeonklängen, Rap, Hip-Hop bis zu Techno, Trance und Heavy Metal. Zuvor spielt noch die Brassband Fanfare Gertrude. Natürlich darf auch eine Podiumsdiskussion mit Berliner Lokalpolitikern mit Betroffenen und Aktivisten nicht fehlen.
Den krönenden Abschluss liefern die Barber Angels, Friseurinnen und Friseure, die auf schweren Motorrädern und in schwarzer Lederkluft angedonnert kommen, um dann allen gratis die Haare zu schneiden und die Bärte zu rasieren. Wer könnte da wegschauen?”.
Quelle: https://www.tagesschau.de/kultur/kulturfestival-obdachlose-berlin-100.html
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Siehe auch, vgl.:
https://www.radiodrei.de/programm/schema/sendungen/radio3_am_nachmittag/archiv/20250828_1600/radio3_aktuell_1620.html
https://www.mynewsdesk.com/de/barber-angels-brotherhood-ev/pressreleases/die-barber-angels-unterstuetzen-obdachlose-und-beduerftige-menschen-in-berlin-lichtenberg-mit-gratis-haarschnitten-am-samstag-den-30-august-2025-3400650
https://www.morgenpost.de/bezirke/lichtenberg/article409860227/festival-zu-obdachlosigkeit-am-bahnhof-lichtenberg-gestartet.html
https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/lichtenberg/roter-teppich-fur-strassenmusiker-in-berlin-lichtenberg-festival-will-auf-obdachlosigkeit-aufmerksam-machen-14205800.html
https://taz.de/!6106560/
https://www.radiodrei.de/programm/schema/sendungen/radio3_am_nachmittag/archiv/20250828_1600/radio3_aktuell_1610.html
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Zum Ort, Karte:
https://www.openstreetmap.org/way/1191901681#map=18/52.510279/13.499075
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https://www.openstreetmap.org/#map=19/52.510583/13.499716
https://www.openstreetmap.org/#map=19/52.510929/13.500054
https://osm.org/go/0MbG1saxG?m=
Eugenio-Botnari-Platz
Vorplatz des Bahnhofs Berlin-Lichtenberg
10317 Berlin
Lichtenberg
Mehr dazu siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eugeniu-Botnari-Platz
https://botnari.de/
https://kultur-in-lichtenberg.de/location/eugeniu-botnari-platz-en
https://www.berlin.de/ba-lichtenberg/aktuelles/pressemitteilungen/2025/pressemitteilung.1554902.php
https://taz.de/Platzumbenennung-in-Berlin-Lichtenberg/!6087934/